12 März 2006

Wadi Rum

Wadi Rum, 11. Maerz 06
Da wir in Aqaba meinten, genug rumgegammelt zu haben, sind wir gestern morgen bereits um 5:00 Uhr aufgestanden, um den angeblich um 6:30 fahrenden Bus zu bekommen. Es fing damit an, dass wir in unserem Hotel eingeschlossen waren und mehrmals gegen das uns einschliessende Metallgitter treten und laut rufen mussten, bis sich jemand, wenn auch schwerfaellig, dazu bequemte uns rauszulassen. Diese Huerde ueberwunden fanden wir erstaunlich schnell die Bushaltestelle, leider aber nicht den Bus. Den gab's Samstags naemlich nicht. Nungut, ein anderer Bus nahm uns mit und liess uns an der Abzweigung ins Wadi (Tal) hinaus, von wo aus wir dann per Anhalter weiterwollten. Ein grosser, uralter und unglaublich laut klappernder Laster nahm uns mit und der Fahrer, Hussein-Ali, war nett und freundlich und erkundigte sich gleich, ob wir schon verheiratet seien. Die Nettigkeit und Freundlichkeit hielt leider nicht lange vor. Nachdem er uns in einem Dorf, dummerweise dem falschen, rauslies, wollte er, und diesen Wunsch drueckte er sehr direkt und gar nicht mehr freundlich aus, 5 Jordanische Dinar haben, was in etwa 6 Euro sind.
In Syrien ist mir so etwas noch nie passiert. Ich habe in solchen Faellen aus eigenem Ermessen Geld angeboten, was nur in den seltesten Faellen angenommen wurde. Nunja, damit sind wir aber auch schon bei meinem Problem mit Jordanien angekommen. Die ach-so-grosse Gastfreundschaft wird hier sonstwie angepriesen, allerdings wird nicht gesagt, dass es die nur gegen Geld gibt. Erst ist alles freundschaftlich und nett und schoen und ploetzlich wird dann der geschaeftliche Tonfall aufgelegt und es werden meist unverschaemt hohe Preise verlangt. Mit der Tatsache, dass der Dinar bei 1,18 Euro steht und es hier sowieso teurer ist habe ich mich abgefunden. Aber fuer eine 15 Minuten Fahrt fuenf Dinar zahlen zu sollen ist wirklich einfach eine Frechheit.
Waehrend ich mich also noch ueber unseren herzallerliebsten Hussein-Ali aufregte, mussten wir dann auch noch feststellen, im falschen Ort abgesetzt worden zu sein. Also mussten wir nochmal bestimmt 10 Minuten zurueck. Dafuer mussten wir nicht bezahlen, allerdings konnten wir uns eine Dauerschleife ueber die tollen Kamel- und Jeeptouren, das unglaublich schoene Wuestencamp und die fremdenfuehrerischen Leistungen unseres Fahrers anhoeren. Als wir dann trotz allem zum offiziellen Visitors Center gingen um das Naturschutzgebiet, und nicht den Bereich drumherum, ansehen zu koenne, war er beleidigt, glaube ich. Aber wenn es in der hiesigen Gegend schonmal so etwas wie ein Naturschutzgebiet gibt, finde ich sollte man das auch unterstuezten, und sei es nur durch einen Besuch und das damit verbundene Eintrittsgeld.
Es waere zuviel, jetzt noch alle anderen Erfahrungen mit der Gastfreundschaft-gegen-Geld aufzulisten. Ich fand es einfach enorm frustrierend und nervig. Wir konnten nichts alleine machen, dauernd kamen Leute an und wollten uns "helfen" und "einladen", ganz im Namen der beduinischen Gastfreundschaft, fuer die wir dann anschliessend aber haetten zahlen sollen.
Wir haben schliesslich unser Geld zusammengekratzt und eine sechsstuendige Kameltour durchs Wadi gemacht. Die war auch wunderschoen und ich haette sie nicht missen wollen (bis auf die letzte Stunde, in der mir langsam alles weh tat). Aber obwohl wir gesagt hatten, dass wir nur die Tour machen wollten und sonst nichts, wollte uns der Typ anschliessend noch Uebernachtungsmoeglichkeiten, Dinner etc., alles zu unverschaemten Preisen anbieten. Es ging den Leuten absoult nicht in den Kopf, dass wir uns mit unserem Gepaeck, unseren Schlafsaecken und dem Essen, das wir noch hatten einfach eine windgeschuezte Ecke suchen und in der Wueste ueberachten wollten. Das war denen absolut nicht zu verklickern. Also haben wir uns schliesslich auf das Angebot eingelassen, dass wir Matratzen und Decken bekommen und man uns zu den Seven Pillars of Wisdom (einer der Berge hier, ganz offensichtlich nach Laurence of Arabia, der auch im Wadi war, benannt) brachte. Dort blieb dann ein, wenn auch netter Mann, bei uns, machte Feuer, kochte Tee und machte alle Anzeichen, auch dort uebernachten zu wollen. Ganz entgegen aller Gastregeln haben wir ihm dann freundlich aber bestimmt klar gemacht, dass wir doch bitte einfach ganz alleine dort bleiben wollen wuerden.
Nun, man verstand uns letztlich. Dafuer haben wir es uns mit der Haelfte aller in Wadi Rum lebenden Beduinen verscherzt.

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