21 März 2006

Damaszener Schreibblockade


Barrada Fluss, Damaskus, 19.Maerz 06

Ich hab 'ne Schreibblockade. Jetzt sitze ich seit knapp fuenf Minuten hier und versuche irgendetwas ueber die letzte Woche in Damaskus berichten und es geht mir nichts durch die Finger. Vielleicht sollte ich einfach Passagen meiner Damaskus-Hymnen vom letzten Jahr einfuegen? Nein, das waere ja auch irgendwie doof.
Nungut, versuche ich mal zusammenzufassen. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, durch die grossen und kleinen Gassen des Suq al-Hammadiye zu wandern, in kleinen Teehaeusern haengezubleiben, Nargiles (syr. fuer "Wasserpfeife") zu rauchen, Tees zu trinken und leckere Kleinigkeiten zu essen.
Wir haben die Umayyaden-Moschee besucht, sind durch eines der beruehmtesten Altstadthaeuser, den Azm-Palast spaziert und haben Blicke in das nur fuer Maenner betretbare Hammam Nur ad-Din riskiert.
Wir haben die Leute in meinem Viertelchen, den Suq Sarudja, begruesst; von den Baeckern allmorgentlich (ausser freitags versteht sich) frisch im Holzfeuer gebackene Fladenbrote gekauft, taeglich den rauchenden und teetrinkenden Abu Saleh getroffen und ein "Keifak? Al-hamdul-illah! Wa anti? Bihir aithan, al-hamdul-illah! Tafadhali shai? La shukran! Tamam, ilal-liqa. Ma'as-salama wa ilal-liqa" (zu dt. "Wie geht es dir? Gott sei dank (gut)! Und du? Auch gut, Gott sei Dank! Bitteschoen, einen Tee? Nein Danke! In Ordnung, bis ein andern Mal. Geh mit Frieden, bis ein andern Mal") gewechselt.
Kurz: Wir haben das damaszener Leben in vollen Zuegen genossen, meistens fern der touristischen Pfade. Einmal haben wir auch wiedeer eine shiitische Prozession auf ihrem Weg zur Omayyaden-Moschee, sich schlagend und singend (Selbstgeisselung zum Gedenken an die Ermordung des dritten Imams Hussein ibn Ali) getroffen. Der ganze Suq war durch die pakistanischen und indischen Pilger verstopft und der Laerm, wenn sich diese Massen unter lauten, ekstatischen Singen rythmisch die Brust teilweise blutig schlagen ist wirklich beachtlich. Ganz verstehen werde ich wohl nie, warum Menschen das tun, aber wenn sie daran glauben, bitteschoen. Da freu ich mich, mit sowas nichts am Hut zu haben...
Irgendwann fing es jedoch an langweilig zu werden. Ich mag Damaskus immernoch gerne und bin mir gar nicht mehr so sicher, ob die Universitaet von Kairo den Flair der damaszener Altstadt aufwiegen kann. Nur irgendwie ist es doof, nichts zu tun zu haben, und nur so vor sich hin zu geniessen. Das habe ich letztes Jahr schon ausgiebig getan und auch Isa hatte nach kurzer Zeit genug.
So fingen wir also an, neue Plaene zu schmieden. Sollen wir jetzt schon in den Libanon? Wollen wir einen Trip in die Tuerkei machen? Wollen wir unseren Flug schmeissen und ueber Land nach Hause fahren, unsere Reise einfach verlaengern?
Irgendwie hat diese Ziellosigkeit unsere Laune stark negativ beeinflusst.







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